Ausschnitt aus meinem Drehbuch


Beschrieben wird meine Version der Legende, nach der seine Brüder im Jahr 1244 versuchten ihn mit Hilfe eines hübschen Mädchens, einer Dirne, in Versuchung zu bringen. Sie hofften, er würde sein Keuschheitsgelübde brechen und wäre dann bereit, den Wünschen der Familie zu folgen. Doch er soll widerstanden haben. Mit einem Schürhaken in der Hand habe er sich ihren Annäherungsversuchen erwehrt und als das Mädchen aufgab, habe er mit eben diesem Schürhaken ein Kreuz an die Wand gemalt und Gott auf Knien und unter Tränen angefleht, ihm das Geschenk ewiger Jungfräulichkeit zu gewähren. 

Es war eines der Wunder, für die Thomas von Aquin Heilig gesprochen wurde.

 

Als Idealbesetzung für die Rolle des Thomas von Aquin sehe ich den Schauspieler Charly Hübner. Er hat nicht nur die Größe und die Statur, er kann auch eine Zärtlichkeit ausstrahlen, die ich mir im Umgang mit Enrica/Enrico vorstelle.

 

Als Onkel Goivanni wäre natürlich George Clooney meine absolute Traumbesetzung, aber das wird wohl im Bereich der Fiktion bleiben.


INNEN - ZELLE THOMAS - NACHT

  

Ein kleiner dunkler Raum mit Kamin und Bett. Thomas sitzt an einem Tisch, der reichlich mit Essen und Wein gedeckt ist. Er schreibt. Die Tür wird von außen aufgeschlossen. SOPHIA, eine junge üppige Frau wird hinein gestoßen.

 

LANDULF (OFF)

Sophia, mach aus diesem Ochsen einen Bullen. (Gelächter)

 

Die Tür wird von außen wieder verschlossen. Thomas blickt erschrocken auf die Frau und erstarrt. Die Frau streicht sich langsam aufreizend ihr wertvolles Kleid zurecht. Dabei sieht sie herausfordernd zu Thomas. Dieser ist unverändert. Als sie einen Schritt auf ihn zugeht, springt er auf. Sie bleibt stehen, lächelt ihn an und beginnt sich auszuziehen. An seiner Kutte sieht man, dass ihn das erregt. Sie sieht es und lacht.

 

THOMAS

(spricht eindringlich zu sich selbst)

 ...Erbsünde...Augustinus...ER hat seinen eigenen Willen...

Thomas greift zum Essen und stopft Brot und Wurst in sich hinein.

 

SOPHIA

Appetit habt ihr! Wenn ihr so liebt wie ihr esst,
dann muss auch ich mich zuerst stärken.

 

Sie geht zum Tisch und nimmt sich einen Becher Wein. Thomas geht einen Schritt zurück. Sie setzt sich aufs Bett, macht ihre Beine breit und zieht den Rock halb hoch, dabei trinkt sie schluckweise den Wein und schaut ihn direkt an.

 

SOPHIA

Seht her, Gott hat die Frau so erschaffen,
dass sie zum Manne passt.

 

Thomas starrt in das Dunkel zwischen ihren Beinen. Er greift wieder zum Essen. Sophia steht auf, wackelt mit ihren halb entblößten Brüsten und tut so, als ob sie ihn damit berühren wollte, schenkt sich aber stattdessen einen weiteren Becher Wein ein.

 

SOPHIA

Mhm, dieser Wein ist köstlich. 
Habt ihr euch je an ihm berauscht?

 

Sie zieht ihr Oberkleid aus. Das dünne Unterkleid ist so durchsichtig, dass man ihre Konturen erkennen kann. Sie leert den Becher Wein und legt sich nun auf das Bett.

 

SOPHIA

Kommt näher, gelehrter Herr.

 

THOMAS

(stammelt die ganze Zeit)

...es steht geschrieben...

 

SOPHIA

Ich lehre Euch Dinge, die nirgends geschrieben stehen.

 

THOMAS

...Gott der Herr...

 

SOPHIA

...hat mich heute Nacht zu Euch geschickt...

 

THOMAS

...um mich zu prüfen...

 

SOPHIA

...um Euch die Liebe zu lehren...

 

THOMAS

...die Liebe zu Gott...

 

SOPHIA

Ich verspreche Euch: In der Ekstase werdet Ihr Gott erkennen!

 

THOMAS

(nuschelt verzweifelt)

Nein!

 

SOPHIA

(scheint schon etwas angetrunken)

Wein? Ja, bringt mir noch Wein!

 

Thomas schaut Sophia verdutzt an. Dann begreift er, dass der Wein seine Rettung aus dieser misslichen Lage ist und überwindet sich mit dem Krug in der Hand zu dem Bett mit der verführerischen Sophia zu gehen und ihren Becher nach zufüllen. Schnell geht er wieder in sichere Distanz und greift erneut zum Essen.

 

Sophia trinkt auch diesen schnell leer. Sie liegt schwer und ermattet auf dem Bett und schaut zur Decke. Eine Weile hört man nur das Schmatzen von Thomas. Dann beginnt Sophia zu erzählen:

 

SOPHIA

Gott der Herr hatte mir einst einen 
wundervollen Gatten geschenkt.
Wir waren in Liebe miteinander verbunden und
konnten nicht voneinander lassen.
Wann immer mein Mann mir beiwohnte
erklommen wir die höchsten Gipfel der Lust.

 

Sophia dreht sich zur Seite und beginnt leise zu weinen. Thomas hört auf zu kauen und verharrt bewegungslos. Nach einer Weile hebt Sophia den Becher und Thomas schenkt ihr erneut ein. Sie trinkt wieder gierig, lässt den Becher fallen und schläft ein.

 

Thomas überlegt eine ganze Weile, dann fängt er an zu schreiben.

Insert: Blatt

1. Fortpflanzung

2. liebevolle Vereinigung

3. Lust

 

 THOMAS (V. O.)

In jener Nacht offenbarte mir Gott das Wesen der Sexualität.
Für diese Erkenntnis wollte ich ihm danken.

 

Er nimmt den Schürhaken aus dem Kamin, malt damit ein schwarzes Kreuz an die Wand, geht auf die Knie und betet. In diesem Moment kommt sein Bruder Marco ins Zimmer und ruft:

 

LANDULF

(schaut zur Tür herein)

Da dankt er Gott auf Knien und mit dem Schürhaken in der Hand
für seine ewigliche Jungfräulichkeit! - Dieser dumme Ochse.