Wer war Maria?

Als ich endlich, endlich alles aufgeschrieben hatte und es abschließen wollte, da kam Greta und sagte: „Stell dir vor, ich weiß wer Maria war.“

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Greta war bei Recherchen auf alte Ermittlungsakten gestoßen, die den Namen einer gewissen Helen Sturmfeder erwähnten. Diesen Namen kannte sie aus den Tagebüchern von meinem Großvater, Prof. Dr. Adrian Keller. Er hatte ihn nur einmal vollständig erwähnt, danach war sie nur noch Helen.

Mein Großvater war ein bekannter Wissenschaftler und bekennender Atheist gewesen. Er hat gern und viel geschrieben, auch in seinen Tagebüchern und lange dachten wir, diese Frau war nur eine kurze Episode in seinem umfangreichen Liebesleben. Es kostete einiges an Zeit und Mühe, ihr Leben zu rekonstruieren, denn mein Großvater versteckte ihre Geschichte geschickt in seinen Aufzeichnungen. Es waren oft nur einzelne Sätze, die in dem Zusammenhang, in dem sie geschrieben waren, keinerlei Sinn ergaben. Das Lesen seiner privaten Tagebücher erweckte den Eindruck, er sei ein zerstreuter Professor gewesen, der seine Gedanken nicht zügeln konnte, der scheinbar chaotisch alles aufschrieb, was ihm gerade durch den Kopf schwirrte. Erst als ich wusste, nach was ich suchen musste, fand ich die tragische Geschichte einer Frau, deren wahre Identität meine Mutter niemals erfuhr. Die Geschichte der Frau, an die ich keinerlei Erinnerungen habe und die dennoch dafür sorgte, dass ich geliebt wurde und in Freiheit aufwachsen konnte.

Adrian war als junger Mann ein großer Herzensbrecher gewesen. Seine frühen Aufzeichnungen beschreiben unzählige Affären, die alle sehr schnell endeten, weil die Eroberungen ihren Reiz für ihn verloren. Sobald die Beziehung die Phase der Verliebtheit überschritten hatte, sobald er eine Frau wirklich liebte, verlor er sein sexuelles Interesse an ihr. Er liebte sie, dessen war er sich sicher, aber liebte sie eher wie eine Schwester, was immer dazu führte, dass er nicht treu sein konnte. Sein Ruf als Frauenheld eilte ihm voraus und er genoss dieses freie, ungebundene Leben in vollen Zügen. In einem der Nachtclubs, die er regelmäßig besuchte, tauchte eines Abends eine Frau auf, die ihn interessierte. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen und fing sofort an, ihr Komplimente zu machen. Sie lachte ihn aus.

„Adrian, spar dir die Schmeicheleien für die anderen Mädchen auf. Du bist mein Bruder, ich werde dich nicht küssen.“

„Nein, nein, ich bin nicht dein Bruder, noch nicht. Zu meiner Schwester wirst du erst, wenn du mich erhört hast!“ Er glaubte, sie würde sich über ihn lustig machen und fand Gefallen an ihrer direkten Art.

„Natürlich bin ich deine Schwester, weißt du das denn nicht?“ Sie wurde ernst.

„Erzähl mir keine Märchen, meine Eltern haben nur einen Sohn, von einer Tochter war nie die Rede. Und nun zier dich nicht so, wenn du mich küsst, wirst du gleich merken, dass ich nicht dein Bruder bin.“

„Deine Mutter hat nur einen Sohn, das stimmt, aber dein Vater hat auch eine Tochter.“

„Mein Vater ist tot, den kann ich nicht mehr fragen.“

„Frag deine Mutter, die weiß es.“

„Lass meine Mutter aus dem Spiel. Es geht hier nur um uns beide.“

„Du weißt es wirklich nicht. - Adrian, dein Vater ist auch mein Vater!“

Er war schon zu betrunken, um den Sinn dieser Worte zu begreifen und weil er nicht von ihr lassen wollte, wurde er aus dem Lokal geschmissen.

Am nächsten Abend kam sie zu ihm und brachte Fotos und Briefe mit, die eindeutig bewiesen, dass sein Vater noch eine zweite Familie gegründet hatte, von der Adrian nichts wusste. Helen, seine Halbschwester, sagte, sie habe auch erst nach dem Tod des Vaters die ganze Wahrheit erfahren. Auf der Beerdigung hatte sie dann Adrian das erste Mal gesehen, aber weil seine Mutter keinen Kontakt wollte, dachte sie, dass auch Adrian nichts von seiner Schwester wissen wolle.

Adrian fiel aus allen Wolken. Eine Schwester! Die Freude über diese Entdeckung war weit größer als die Wut, von seiner Mutter belogen worden zu sein. Er war erfahren genug, um seinen Vater verstehen zu können. Er wusste, dass man zwei Frauen lieben konnte und dass es schwer war, sich entscheiden zu müssen.

Eine Schwester! Und was für eine! Helen, deren Name die Glänzende, die Strahlende bedeutet, war Tänzerin. Sie tanzte leicht wie eine Feder und entwickelte gleichzeitig eine Kraft wie ein Wirbelsturm. Adrian hatte nie eine Frau getroffen, deren Namen so sehr ihrem Wesen entsprach. Sie hatte die letzten Jahre im Ausland verbracht. Erst vor kurzem war sie der Liebe wegen wieder zurückgekommen. Schon jahrelang war sie mit Bruno, dem Besitzer des Nachtclubs zusammen. Sie hatten eine Fernbeziehung geführt, aber nun sei sie schwanger und dachte daran, nach der Geburt des Kindes eine eigene Tanzschule zu eröffnen.

Adrian und Helen beschlossen, ihre Verwandtschaft weiter zu verheimlichen. Nur Bruno wusste davon und seltsamerweise verstanden sich Bruno und Adrian hervorragend. Bruder und Schwester hatten sich gefunden, das genügte ihnen. Sie waren glücklich, sich zu haben und dieses Glück wollten sie nur miteinander teilen. Niemand sonst sollte von ihrem Geheimnis erfahren.

Helen bekam eine Tochter, Jasmin. Ihr Glück war perfekt. Sie hatte einen Mann, der ihr das Luxusleben ermöglichte, das sie sich immer vorgestellt hatte. Sie brauchte sich um nichts zu kümmern und genoss die Zeit mit ihrem Baby. Auch Bruno war überglücklich. Er hatte eine wunderschöne Frau und eine ebensolche Tochter. Aber Jasmin entwickelte sich nicht so, wie die anderen Kinder in ihrem Alter. Zuerst meinten die Ärzte, sie sei nur etwas entwicklungsverzögert, dann machten sie doch weitere Untersuchungen und als die Krampfanfälle begannen, stellten sie fest, dass Jasmin schwer geistig- und körperlich behindert bleiben würde. Für Helen brach eine Welt zusammen. Dieses Kind, ihre Tochter, brauchte sie mehr, als sie zu geben bereit war. An die Eröffnung einer Tanzschule war nicht mehr zu denken. Ständig musste sie mit Jasmin von einer Therapie zur nächsten. Anfangs hatte sie noch gehofft, dass diese Therapien das schlimmste verhindern würden und auch Bruno war nichts zu teuer, was seiner Tochter irgendwie helfen könnte. Sie versuchten wirklich alles, konsultierten die besten, berühmtesten Ärzte, bezahlten die fragwürdigsten Methoden, aber aus Jasmin wurde ein Kind, das für ihre Eltern nur schwer zu ertragen war. Sie war laut und unberechenbar, gierig in allem, ichbezogen, nicht in der Lage, ihre Außenwelt wahrzunehmen, vollkommen von anderen abhängig und durch die Krampfanfälle ständig in Gefahr, sich selbst zu verletzen. Man konnte sie nie unbeaufsichtigt lassen.

Aus der schönen, strahlenden Helen war eine völlig überforderte, ständig nörgelnde, ungepflegte Mutter geworden. Bruno stellte eine Kinderpflegerin ein, um Helen zu entlasten, aber Helen wurde nicht mehr die Helen, die sie vor der Geburt von Jasmin gewesen war. Sie sah nur noch ihre Tochter, tat alles, damit es dem Kind gut geht, dem Kind, das sie nicht lieben konnte. Weil sie dieses Kind nicht lieben konnte, konnte sie sich selbst nicht mehr lieben, konnte niemanden mehr lieben. Irgendwann ging Bruno, ohne dass es Helen bemerkte. Er sorgte weiter finanziell für die beiden, zeigte sich großzügig, obwohl sie nie verheiratet gewesen waren.

Jasmin starb überraschend bei einem sehr schweren Krampfanfall. Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Helen wegen Tötung durch Unterlassung. Im Zuge einer Hausdurchsuchung stießen die Fahnder auf geheime Unterlagen, die eine Anklage gegen Bruno nach sich zogen. Wie Greta später herausfand, waren diese Unterlagen von Brunos Konkurrenten in Helens Wohnung deponiert worden, um ihn aus dem „Geschäft“ zu drängen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen aufgenommen, weil sie einen anonymen Hinweis erhalten hatte.

 

Helen glaubte, dass Bruno sie angezeigt hatte.

Bruno glaubte, dass Helen ihn verraten hatte.

 

Adrian engagierte einen Anwalt, der Helen verteidigte. Dieser Anwalt sprach auch mit Bruno und schließlich waren beide bereit, als Kronzeugen in einem Prozess auszusagen, der damals für großes Aufsehen gesorgt hatte. Beide bekamen neue Identitäten und verließen das Land. So die offizielle Version.

Greta fand die Verbindung, die nicht gefunden werden sollte: In Adrians Tagebüchern verschwindet Helen und Maria taucht auf. Er schrieb: „Maria heißt unsere neue Haushälterin. Es ist ein alter, hebräischer Name, aramäischer Herkunft und bedeutet Bitterkeit, Verbitterung. Sie hat sich den Namen selbst ausgesucht.“

Aus Helen Sturmfeder wurde Maria Wagner.

Adrian hatte inzwischen Imogen geheiratet, die erste Frau, die er auch nach Jahren noch begehrte. Als sie schwanger wurde, bat Adrian seine Schwester, bei ihm und seiner Familie zu leben. Da sie ihre Verwandtschaft immer geheim gehalten hatten, war Maria bei ihrem Bruder sicher.

Maria kam nicht zufällig vorbei, als Imogen beim Schuhe kaufen war und plötzlich die Wehen einsetzten, wie Adriana es geschrieben hat. Maria war schon vorher im Haus und es ist anzunehmen, dass Imogen wusste, wer Maria war. Für Maria war die kleine Adriana eine zweite Chance, all das zu geben, was sie ihrer eigenen Tochter nicht hatte geben können. Adriana war ein gesundes und intelligentes Kind, aber Maria dachte oft, dass auch dieses Kind sehr ichbezogen war und nur wenig von ihrer Umgebung wissen wollte. Sie verglich Mutter und Tochter und fand, dass sie einander spiegelten. Imogen konnte oder wollte keine Mutter sein, sie wollte immer die attraktive, erotische Frau bleiben, die Adrian begehrte, da passte ein Kind nicht dazu. Sie war ebenso ichbezogen und nahm nur den Teil ihrer Umwelt war, den sie wollte.

Maria blickte zurück auf Helen und Jasmin. Mit den Jahren konnte Maria erkennen, dass auch Jasmin ein Spiegelbild ihres Selbst gewesen war. Maria war als junge Helen nicht weniger egozentrisch und gierig gewesen. Gierig nach Leben, gierig nach Anerkennung, gierig nach Liebe, gierig nach Luxus. Jasmin war das alles in einer schier unerträglichen Weise gewesen und hat immer noch mehr gefordert. Jasmin konnte nur nehmen, sie konnte nichts zurückgeben, nicht ein Lächeln, nicht einen Dank, nichts.

Maria erkannte, dass auch Helen nichts hatte geben können, nichts als den schönen Schein ihres Körpers. Sie hatte ihren Körper gezielt eingesetzt, um das zu erreichen, was sie wollte und hatte immer alles bekommen. Aber was hatte sie gegeben? Was hatte sie Bruno gegeben? Hatte sie ihn je wirklich geliebt? Hatte sie nicht eigentlich nur sich selbst geliebt? Hatte sie seine Liebe und Bewunderung als etwas Selbstverständliches genommen? Selbstverständlich, weil jeder Mann sie bewundert hatte? Sie hätte jeden haben können, war es da nicht selbstverständlich, dass Bruno alles tat, um sie halten zu können? Hatte sie je einen anderen Menschen geliebt außer sich selbst?

 Was hatte sie Jasmin gegeben, als sie mehr brauchte, als andere Kinder? Sicher, sie hatte für ihr körperliches Wohlergehen gesorgt, aber sie hatte ihr keine Liebe gegeben. Sie hatte dieses Kind nicht lieben können, weil es kein schönes Kind war, weil es kein Kind war, das normal war, weil es kein Kind war, wie sie es sich gewünscht hatte.

Aber lag es an dem Kind, dass sie nicht lieben konnte? Adriana war ein gesundes, normales Kind und Imogen konnte ihre Tochter auch nicht so lieben, wie man es von einer Mutter erwartet. Liegt die Fähigkeit zu lieben nicht in einem selbst? Maria haderte lange Jahre mit sich und ihren Gefühlen. Sie liebte Adriana wie eine zweite Tochter, immer mit dem Schmerz, ihrer ersten Tochter Jasmin diese Liebe vorenthalten zu haben.

Irgendwann erkannte sie auch, dass Bruno wirklich geliebt hatte. Er hatte mit seiner Tochter spielen können, sie umarmt und liebkost, hatte ihr seine Liebe gezeigt. Maria hatte als Helen aus Eifersucht diese Zärtlichkeiten unterbunden mit dem Hinweis, dass das Kind Ruhe brauche. Helen hatte es nicht ertragen können, dass irgendjemand dieses Kind liebt. Maria wusste, dass Helen damals erleichtert war, als Bruno ging, denn nun war er in den Augen der anderen ein schlechter Mann und Vater und sie die aufopferungsvolle, verlassene Mutter. Niemand würde je bemerken, dass sie Jasmin nicht liebte. Maria musste erkennen, dass Helen auch wütend auf Bruno gewesen war, weil er nun wieder frei und unbelastet leben konnte, während sie für immer die Mutter einer behinderten Tochter sein würde. Maria sah diese Helen, wie sie sich in ihrem Selbstmitleid einrichtete. Diese Helen benutzte ihr schweres Schicksal, um vor den Augen der Welt, die Schwache, die Leidende zu sein, unschuldig und hilflos, vom Leben benachteiligt.

Der plötzliche Tod von Jasmin beraubte sie ihrer Lebensaufgabe und sie verlor alles. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Vorwurf, am Tod ihrer Tochter schuld zu sein, stürzten sie in noch tiefere Verzweiflung. War sie schuldig? War sie im Grunde nicht froh, dass nun alles vorbei war? Hatte sie wirklich den Tod von Jasmin bewusst herbeigeführt, indem sie ihr nicht richtig geholfen hatte? Die Ermittlungen wurden irgendwann eingestellt, aber dieser leise Zweifel verließ Maria nie.

In ihrer Verzweiflung und Wut auf die Welt und Bruno im Besonderen, hatte sie ihn mit unbedachten Äußerungen schwer belastet. Sie hatte von seinen illegalen Geschäften gewusst und der Staatsanwaltschaft weitere Informationen gegeben. Sie wollte, dass auch er alles verlor, dass auch er litt. Zu spät merkte sie, welche Lawine sie damit losgetreten hatte.

Bruno erkannte, in welche Gefahr sie sich selbst gebracht hatte. Unter der Bedingung, dass er und Helen mit einer anderen Identität ein neues Leben beginnen konnten, war er bereit, als Kronzeuge auszusagen. Helen willigte ein, aber sie wollte nicht noch einmal von vorne beginnen. Es hatte ein Leben vor Jasmin gegeben, das nicht mehr vorstellbar war. Es hatte ein Leben mit Jasmin gegeben, das unerträglich gewesen war. War ein Leben nach Jasmin überhaupt noch möglich?

Wieder konnte sie Bruno nichts geben als ein falsches Versprechen. Sie konnte ihm nicht das geben, was er sich wünschte, eine gemeinsame Zukunft. Aber sie konnte auch seine Liebe nicht mehr annehmen. Sie hatte Angst, dass diese Liebe wieder in eine Katastrophe führen würde.

Helen war schon lange nicht mehr die Glänzende, die Strahlende, wie es ihr Name bedeutet, der so lange so gut zu ihr gepasst hatte. Sie war Maria, die Verbitterte geworden. Diesen Namen wählte sie ganz bewusst, als man ihr eine neue Identität gab. Sie ließ Bruno in dem Glauben, das sie ihn im Ausland treffen würde. Stattdessen blieb sie bei Adrian und Imogen als Haushälterin und Erzieherin für Adriana. Sie verließ fast nie das Haus, lebte sehr zurückgezogen. Niemand hat je ihre wahre Identität erfahren.

Adrian und Helen/Maria sind sich sehr nahegestanden. Aus seinen Aufzeichnungen wissen wir, dass sie über all diese Gedanken sehr intensiv gesprochen haben und er immer wieder versuchte, seine Schwester davon zu überzeugen, nicht so hart mit sich selbst zu sein.

Er liebte sein Leben, liebte diese drei Frauen in seinem Haushalt, jede auf eine andere Weise. Als Imogen, seine Frau, krank wurde, als sie ihm die Diagnose „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ mitteilte, da notierte er: „Wie soll ich nur ohne sie weiterleben?“

Es war sein letzter Eintrag. In der Nacht darauf starb er völlig überraschend an einem Herzstillstand.

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Gretas Charme und Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass wir auch den weiteren Verlauf rekonstruieren konnten. Sie bekam Einblick in geheime Akten, die Brunos Geschichte dokumentierten. Und sie hatte Einsicht in Aufzeichnungen, die Brenner hinterlassen hatte.

Bruno lebte für einige Jahre im Ausland. Dort knüpfte er Kontakt zu der neuen politischen Elite, die später die Macht übernahm und ihn zurückholte. Er arbeitete nun für den Geheimdienst. Adrian war ein berühmter Mann geworden und als solcher zeitweise so bedroht, dass er Personenschutz benötigte. Bruno hatte durch einen Zufall Maria als Helen auf einem der Observierungsbilder wiedererkannt. Über Adrian trat er wieder mit ihr in Verbindung.

Diese Verbindung war es, die es Maria ermöglichte, Adriana aus Brenners Gewalt zu befreien. Brenner arbeitete zunächst bei der Polizei und später auch beim Geheimdienst. Er war besessen von Adriana, brachte sie in seine Gewalt, wollte sie ganz für sich.

Bruno war schon lange im Ruhestand, aber mit seinen alten Kontakten war es ihm möglich, Adriana von Brenner zu befreien. Zusammen mit Maria und dem Kind sollten sie das Land verlassen. Er brachte sie in ein zumindest zeitweise sicheres Versteck. Er war es auch gewesen, der Maria über die bevorstehende Ausreise von Hans und Klara Schwarz informiert hatte. Er hatte den Plan, alle gemeinsam in die Schweiz zu bringen.

Bruno starb völlig überraschend an einem Schlaganfall.

Vermutlich hat Maria von seinem Tod aus der Zeitung erfahren. Was genau dann geschah, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicher ist, dass Maria das Kind, also mich, zu Hans und Klara Schwarz brachte.

Brenner hatte inzwischen von dem Kind erfahren und suchte nach Adriana. Als er sie endlich fand, war das Kind verschwunden. Brenner versuchte mit allen Mitteln, von Adriana den Aufenthaltsort des Kindes zu erfahren, vergeblich, sie wusste nichts. Zum ersten Mal erkannte Adriana, dass ihr Desinteresse an ihrer Familie auch sein Gutes hatte, denn sie konnte nichts verraten, was sie nicht wusste.

Adriana hat nie erfahren, dass Maria eigentlich Helen hieß und ihre Tante war und sie hat nie erfahren, dass sie eine Cousine namens Jasmin gehabt hat.

Brenner wollte auch Maria verhören, aber sie starb vor seinen Augen. Sie hatte eine Kapsel mit Zyankali zerbissen. Brenner tobte, doch das Kind fand er nie.

 

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Was genau mit Adriana geschah und warum Brenner bald darauf bei einem mysteriösen Unfall starb, das weiß Desiree, Die Träumende. (Teil zwei der Schwestern-Trilogie)